Wie funktioniert die App?
Die Nutzung ist einfach und anonym. Studierende sprechen wenige Sätze in ihr Smartphone. Die App analysiert dabei Tempo, Pausen, Stimmlage und Lautstärkeverhalten. Ein Algorithmus berechnet daraus einen individuellen Stresswert. Die Auswertung erfolgt sofort und ist visuell aufbereitet. Persönliche Daten werden dabei nicht gespeichert.
Funktionen im Überblick
| Funktion | Beschreibung |
|---|---|
| Spracherkennung | Analysiert Stimme ohne Aufzeichnung |
| Stress-Scoring | Gibt numerischen Wert für aktuelle Belastung |
| Visualisierung | Zeigt Entwicklung über Tage/Wochen |
| Datenschutz | Keine Speicherung persönlicher Daten |
| Empfehlungssystem | Bietet Hinweise zur Stressreduktion |
Die App erkennt Muster, die häufig mit Prüfungsstress verbunden sind. Sie vergleicht die aktuelle Stimme mit vorherigen Aufnahmen und passt sich über Zeitverlauf an die individuelle Sprechweise an. So entstehen präzise, personalisierte Rückmeldungen.
Wer das Projekt leitet
Das Team setzt sich aus Expertinnen und Experten der Psychologie, Phonetik und Informatik zusammen. Projektleitung liegt beim Institut für Klinische Psychologie der Universität Göttingen. Unterstützt wird das Vorhaben durch ein Göttinger Start-up im Bereich Gesundheits-IT. Kooperationspartner aus Berlin und Hamburg stellen medizinische Beratung sowie technische Infrastruktur.
Die Entstehungsgeschichte reicht zurück in die Pandemiezeit. Dort zeigten sich neue Formen von Stress bei Studierenden, oft ohne greifbare Symptome. Die Idee, Sprache als Indikator zu nutzen, entstand aus der Notwendigkeit eines nicht-invasiven, schnellen Tools.
Erste Rückmeldungen von Studierenden
Im Sommersemester wurde die App erstmals in mehreren Studiengängen getestet – u.a. in Jura, Medizin und Biowissenschaften. Über 400 Studierende beteiligten sich freiwillig. Viele empfanden die Rückmeldung als wertvoll, weil sie emotional entlastend wirkte.
Einige Stimmen aus der Pilotphase:
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„Ich fand es hilfreich, meinen Stresswert einfach mal zu sehen.“
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„Es war überraschend, wie stark meine Stimme in stressigen Phasen abwich.“
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„Eine einfache App, aber mit echtem Effekt – ich habe sogar mein Lernverhalten angepasst.“
Kritik gab es an der fehlenden Einordnung: Nicht jede*r wusste sofort, wie man mit dem Ergebnis umgehen soll. Das Entwicklerteam reagierte schnell mit einem Info-Bereich und konkreten Handlungsempfehlungen.
Woran erkennt man Stress in der Stimme?
Stimmen verraten mehr, als wir glauben. Bei Stress verändern sich Sprechweise und Stimmmuster deutlich – das ist wissenschaftlich belegt. Die App berücksichtigt genau diese Merkmale.
Typische Stress-Signale in der Stimme
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Erhöhte Sprechgeschwindigkeit
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Unregelmäßige Atempausen
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Häufige „Ähs“ und Unterbrechungen
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Höherer Tonfall als üblich
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Zittern oder Schwanken in der Lautstärke
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Häufige Wortwiederholungen
Das System bewertet nicht den Inhalt, sondern das akustische Verhalten. Dadurch ist die Nutzung sprachunabhängig und besonders diskret. Gerade für Studierende, die keine klassische Beratung wünschen, bietet sich hier ein sinnvoller Einstieg.
Gesundheit im Studium ernst nehmen
Immer mehr Hochschulen beschäftigen sich mit der psychischen Verfassung ihrer Studierenden. Studien zeigen: Über die Hälfte aller Studierenden fühlt sich regelmäßig überfordert. In Göttingen reagiert man darauf mit einem ganzheitlichen Ansatz. Neben psychologischer Beratung und Selbsthilfegruppen entstehen auch digitale Angebote, die flexibel nutzbar sind.
Die App wird von der Universität aktiv beworben – auch in Kooperation mit https://corpus-sacrum.de/, einer Plattform für psychische Gesundheit und studentische Lebensqualität. Unter https://corpus-sacrum.de/infos finden Studierende ergänzende Hinweise und Kontakte für konkrete Hilfestellung.
Blick in die Zukunft
Die Entwicklerinnen haben große Pläne. Künftig soll die App auch mit Lernplattformen wie eCampus oder Moodle verknüpft werden. So könnten Studierende direkt vor oder nach einer Prüfung ihren Stresswert einsehen. Eine mehrsprachige Version ist bereits in Arbeit. Auch ein Export in andere Bildungseinrichtungen ist denkbar.
Langfristig könnte das Modell auf Ausbildungsbetriebe oder Schulen übertragen werden. Gespräche mit Partnern aus dem öffentlichen Gesundheitswesen laufen bereits.
Digitale Hilfe, die zuhört
Die Stimme wird im Studium oft überhört – dabei steckt in ihr viel mehr als nur Information. Die neue Göttinger App nutzt genau das. Sie zeigt, dass Innovation nicht laut sein muss, sondern genau hinhört. Technik, die nicht bewertet, sondern begleitet. Ein kleiner Schritt für das Smartphone – aber ein großer für ein achtsameres Studium.